Man entnahm am 25.07. auch eine Sputumprobe, diverse Abstriche und eine Blutprobe, die man zum Nordstadtkrankenhaus schickte und die am 25.07. dort eintraf. Folgende mikrobiologische Berichte vom AKK (angegeben jeweils nur der erste Bericht - die Berichte, die per Fax gekommen sind kamen später noch einmal per Post) sind in der Krankenakte vorhanden:
Trachealsekret 26.07. Mitteilung zwei verschiedene Staphylokokken (als Fax nicht gefunden) - 27.07. 10:21 Fax: zwei verschiedene MRSA mit Antibiogramm
Abstrich Rachen: 27.07. 08:44 FAX Staphylococcus aureus mit Antibiogramm
Diverse Abstriche: 27.07. ohne Antibiogramm (wie bei Abstrich Rachen)
Blut: 26.07. 11:46 FAX grampositive Haufenkokken - 27.07. 10:21 Fax: Staphylococcus - 28.07. 9:33 FAX Staphylococcus erpidermidis mit Antibiogramm
Stuhlprobe: 05.08. - keine pathologischen Keime - kein Clostridium difficile
Also wusste man bereits am 26.07. um 11:46 das im Blut keine Gram-negativen Keime waren - und dass im Trachealsekret Staphylococcus gefunden wurden - also auch Gram-positiv
Spätestens jetzt hätte man bemerken müssen, dass Ceftriaxon das falsche Antibiotikum ist, weil es vorwiegend gegen Gram-negative Keime wirkt und man hätte sich Gedanken über ein anderes Antibiotikum machen müssen. Vielleicht eins von meiner Liste.
Am 27.07. um 08:44 war bereits das Antibiogramm vom Rachenabstrich da - am 27.07 um 10:21 war das Antibiogramm vom Trachealsekret da und am 28.07. um 9:33 auch das von der Blutuntersuchung. Sämtliche Keime waren gegen sämtliche Cephalosporide resistent und sämtliche Keime waren sensibel gegen die in der Leitlinie für die Behandlung beim Verdacht auf multiresistente Staphylococcus empfohlenen Antibiotika. Und das war auch in sämtlichen dem Krankenhaus vorliegen älteren Berichten so.
Leitlinien: Bei der gezielten Therapie der HAP soll die Substanzauswahl nach den folgenden Kriterien erfolgen: MRSA-Stämme: Geprüfte Antiinfektiva in der Monotherapie sind Vancomycin, Teicoplanin und Linezolid. Bei schwerer Erkrankung stellt die Kombination von Vancomycin mit Rifampicin eine weitere Option dar.Pneumonien durch multiresistente Bakterien wie MRSA oder P. aeruginosa gehen häufiger als bei anderen Erregern mit einem Therapieversagen einher vor allem bei inadäquater Therapie oder verzögertem Therapiebeginn. Für MRSA konnte jedoch gezeigt werden, dass bei angemessener Therapie die Letalität im Vergleich zu MSSA nicht erhöht ist.
Man hätte also bei Leitliniengerechter Behandlung bereits am 26.07. mit der richtigen Antibiotikabehandlung beginnen können - stattdessen gab man noch zwei Tage das schädliche Antibiotikum.
Erst am 28.07. setzte man das schädliche Antibiotikum ab und begann die Behandlung mit dem richtigen und gab vorsichtshalber noch ein weiteres dazu. Das ist auch so üblich – allerdings richtet man sich bei der Auswahl dieses zweiten Antibiotikums normalerweise nach der stationsinternen Keimlage. Man weiß ja genau, welche Keime auf der Station vorkommen und kennt deren Resistenzen – das muss man auch dokumentieren – aber diese Aufzeichnungen sind streng geheim – vermutlich so geheim, dass da auch die Ärzte nicht reingucken dürfen.
Am 29.07.11 machte man noch eine Röntgenaufnahme, da sah es schon wesentlich dramatischer aus, als am 25.07.11 – bevor das falsche Antibiotikum gegeben wurde:
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